Liliane Juchli wurde am 19. Oktober 1933 als Klara Ida Juchli in Nussbaumen/Obersiggenthal im Kanton Aargau geboren.
Sie wuchs mit ihren Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf und sollte eigentlich auf Wunsch ihrer Mutter eine „Saal-Lehre“ (Kellnerin) absolvieren. Sie schaute sich aber nach einem Ausbildungsplatz für Krankenpflege um und fand diesen im Theodosianum in Zürich, wo sie von 1953 bis 1956 ihre Lehre als Krankenschwester absolvierte.
1956 trat sie in den Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz im Institut Ingenbohl bei Brunnen in der Schweiz ein und legte dort 1959 das Ordensgelübde ab. Gleichzeitig nahm sie den Ordensnamen Schwester Liliane an.
Die folgenden Jahre wirkte sie als Krankenschwester in verschiedenen Krankenhäusern aller Fachrichtungen (z. B. Walenstadt, Locarno, Zürich) als Krankenschwester.
Nach ihrer Rückkehr ins Theodosianum ab 1962 arbeitete sie an der dortigen Krankenpflegeschule und entdeckte ihr Talent für die didaktische Aufbereitung und Vermittlung von Wissen.
1964 erlangte sie einen Diplomabschluss als Lehrerin der Krankenpflege an der Kaderschule des Schweizerischen Roten Kreuzes in Zürich und übernahm nach dem Abschluss die neu geschaffene Stelle der klinischen Schulschwester am Theodosianum in St. Gallen. Dort baute sie in den 1960er-Jahren das Ausbildungsangebot für Pflegekräfte auf.
Da es bis zu diesem Zeitpunkt keine einheitlichen Lehrmaterialien gab, erstellte sie diese kurzerhand selbst. Diese Aufzeichnungen, die sie 1969 zu einem rund 500 seitigen Manuskript zusammenfasste, das auch immer mehr von auswärtigen Schülerinnen angefordert wurde, bildeten die Grundlage für das 1973 erschienene Buch „Allgemeine und spezielle Krankenpflege“, das schnell zum Standardwerk wurde und in verschiedenen Übersetzungen erschien.
In den folgenden Jahren arbeite Liliane Juchli u.a. als Leiterin der ordenseigenen Pflegeschule am Clara-Spital in Basel, von 1971–1977 als Mitarbeiterin an der Kaderschule für Krankenpflege des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) in Aarau und 1983–1990 dort als Dozentin der Fächer Didaktik und Krankenpflege.
Die hohe Arbeitsbelastung führte zu Erschöpfung und Depression. Dieser Prozess und die anschließende Gesundung veränderten in den 1970er-Jahren Liliane Juchlis Menschenbild und damit auch ihren Blick auf die Pflege nachhaltig. Pflege sollte, so ihre Überzeugung, auf einem ganzheitlichen Denken und Handeln beruhten und wesentlich enger als bisher an den körperlichen und seelischen Bedürfnissen des Menschen in seiner Gesamtheit orientiert sein – und zwar sowohl des Pflegebedürftigen als auch des Pflegenden. Ihre Erkrankung bewirkte auch, dass sie das Thema „Selbstpflege“ in ihr Lehrbuch aufnahm.
1979 unterbrach Schwester Liliane Juchli ihre Lehrtätigkeit für 2 Jahre und arbeite wieder in der Krankenpflege im Inselspital in Bern.
Seit den 1980er Jahren begann sie eine umfangreiche Lehrtätigkeit in Erwachsenenbildung sowie Weiterbildung für Pflegende, Leitende und Unterrichtende im In- und Ausland. Ihr Orden stellte sie als „Reisende in Sachen Pflege“ frei. Die Aussage, sie sei „Reisende für Pflege“, berichtigte sie gern: „Wenn schon, dann Reisende in Hoffnung.“
Zunehmend entwickelte sich aus der Pflegeexpertin auch eine Lebensberaterin. In der Ordensgemeinschaft übernahm sie den Bildungsauftrag «Option für das Alter». Nicht zuletzt auch durch ihre zusätzlichen Qualifikationen so für initiatische Therapie bei Graf Dürckheim in Todtmoos-Rütte, für Gestaltpädagogik bei Albert Höfer in Graz und eine logotherapeutische Ausbildung nach Viktor Frankl in Tübingen.
Nach ihrer Pensionierung 1998 beschäftigte sich Liliane Juchli vorranging mit der Frage, wie Altern gut „gelingen“ kann. Sie setzte sich aber auch nach wie vor im Bereich Pflege ein und engagierte sich zu Themen rund um Spiritualität und Sinnfindung in der Pflege.
Die Auseinandersetzung mit ihrem Abschied aus der Berufstätigkeit führte zu ihrem Buch „Ganzheitliche Pflege – Vision oder Wirklichkeit“.
Schwester Liliane setzte sich ein Leben lang für die Würde des Menschen ein; dieser Einsatz steht bei ihr im Zentrum ihres Lebens, ein Wert, der zutiefst in ihr lebt und in ihr Wirken drängt. Sie bezeichnet Würde als ein höchster menschlicher Wert, wie auch als Gegenkraft zu einer Leistungsgesellschaft, die mit einer demographischen Veränderung, in der Menschen immer älter werden, konfrontiert ist.
Sie starb im November 2020 in Basel.
Quellen:
https://www.thieme.de/de/pflege/Schwester-Liliane-Juchli-Die-Grande-Dame-der-Pflege-37686.htm
https://www.nzz.ch/schweiz/sie-hat-der-pflege-eine-stimme-gegeben-ld.1590221
https://www.thieme.de/de/pflege/Schwester-Liliane-Juchli-Die-Grande-Dame-der-Pflege-37686.htm
https://pflege.fandom.com/de/wiki/Liliane_Juchli#Ihre_Lebensgeschichte
https://de.wikipedia.org/wiki/Liliane_Juchli
https://lilianejuchli.ch/zur-person
https://www.bibliomed-pflege.de/news/trauer-um-schwester-liliane-juchli
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